Wachstumsschübe im ersten Lebensjahr

Die Entwicklung des Nervensystems von Babys ist von Wachstumsschüben geprägt –  im ersten Lebensjahr kann es bis zu sieben solcher Entwicklungssprünge geben. Oft verursachen sie vermehrtes Weinen, Unruhe, Schlafprobleme und Reizbarkeit. Wann treten die verschiedenen Wachstumsschübe bei Babys auf? Und was passiert dabei eigentlich?

Was sind Wachstumsschübe bei einem Säugling?

Wachstumsschübe sind Zäsuren vor allem im ersten Lebensjahr eines Kindes. Jeden Tag entwickelt sich das Baby-Gehirn sehr intensiv weiter und von Tag zu Tag kann es die Reize, die von der Außenwelt kommen, immer genauer und präziser verarbeiten. Auf diese Weise kann das Baby neue, z.B. motorische Fähigkeiten erwerben. Es sieht, hört, versteht und analysiert immer mehr. Diese mitunter schnelle Sinnesschärfung verursacht bei Säuglingen manchmal Angst und eine gewisse Desorientierung. Die Kleinen werden dann sehr oft reizbar oder weinerlich und haben Einschlaf- bzw. Durchschlafprobleme.

Wie erkennt man Wachstumsschübe bei Säuglingen?

Wachstumsschübe bei Babys treten nicht bei allen Kleinkindern zur gleichen Zeit auf. Jedes Baby hebt den Kopf, steht auf, sitzt, krabbelt oder läuft zu seiner eigenen Zeit. Es ist völlig normal, dass Ihr Baby vielleicht noch nicht alles kann, was der jüngere Nachbar oder Cousin macht – dafür gibt es sicher Dinge, die es im Gegensatz zu den anderen schon beherrscht. Jedes Kind entwickelt sich einfach in seinem eigenen Tempo, und darauf haben genetische und umweltbedingte Faktoren Einfluss – und sogar der Charakter, der mitunter bestimmt, warum ein Kleinkind eine bestimmte Aktivität durchführt und eine andere nicht. Abweichungen vom Wachstumsstand von Altersgenossen sind also kein Grund zur Sorge, solange alles im Rahmen bleibt.

Dennoch ist es wichtig, die Entwicklung Ihres Kindes, sowohl körperlich als auch geistig, zu beobachten. Nur auf diese Weise können Sie sichergehen, dass es sich richtig entwickelt, und können gegensteuern, falls doch Probleme auftauchen sollten. Bei jeder neuen Fähigkeit sollten Sie Ihrem Baby Zeit geben – lange Verzögerungen können aber ein Zeichen dafür sein, dass das Kind gesundheitliche Probleme hat, die sich auf weitere Entwicklungsstadien auswirken können. Bleiben Sie also wachsam und nehmen Sie auch unbedingt an den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt teil, der seinerseits Ihr Baby ebenfalls beobachtet und Ihnen noch genauer sagen kann, ob sich Ihr Kleines normal entwickelt.

Wachstumsschübe bei Kindern

Kinder erlernen ständig neue Fähigkeiten, entwickeln sich in allen Bereichen weiter und verarbeiten die täglichen neuen Reize, die sie wahrnehmen. All das braucht natürlich Zeit. Und doch ist es möglich, grob die Zeitfenster zu bestimmen, in denen bestimmte Wachstumsschübe zu erwarten sind. Im ersten Lebensjahr sind es circa sieben. Welche Merkmale haben die Wachstumsschübe? Und wie können Sie sie an Ihrem Baby erkennen? Das erklären wir Ihnen in diesem Beitrag.

Erster Wachstumsschub – 5. Woche

In der fünften Lebenswoche schärfen sich die Sinne Ihres Babys. Visuelle, auditive und olfaktorische Reize wirken nun stärker und deutlicher. Außerdem werden die Berührungen sanfter und Ihr Baby lächelt zum ersten Mal. Falls es bereits vorher gelächelt hat, wird das Lächeln nun bewusster. Bedenken Sie: Die vielen Veränderungen können Ihr Baby auch ängstigen. Sorgen Sie deshalb für eine ruhige Umgebung und achten Sie darauf, dass es nicht zu vielen Reizen von außen ausgesetzt ist.

Zweiter Wachstumsschub – 7. bis 9. Woche

Im zweiten Lebensmonat werden Ihrem Baby immer mehr Dinge wirklich bewusst.  Es weiß nun, dass seine Händchen zu ihm gehören, und kann sie kontrollierter bewegen. Natürlich noch nicht so kontrolliert und präzise, doch es ist nun auf einem guten Weg und erkennt das eigene Ich immer mehr. Außerdem fängt Ihr Baby nun an, verschiedene Geräusche, Gerüche und auch Geschmäcker zu unterscheiden und sie zu assoziieren. Ihr Baby hebt nun den Kopf, beobachtet Gegenstände und versucht sie zu greifen. Außerdem hört es Ihnen zu und versucht über unterschiedliche Geräusche mit Ihnen zu kommunizieren.

Dritter Wachstumsschub – 11. bis 12. Woche

Im dritten Lebensmonat Ihres Babys erfolgt der dritte Wachstumsschub. Nun kommt die Hand-Augen-Koordination ins Spiel: Ihr Kleines verfolgt Objekte mit den Augen, streckt die Hände nach ihnen aus, und wenn sie aus seinem Blickfeld verschwinden, dreht es den Kopf danach. Die Bewegungen Ihres Kindes werden geschmeidiger; dadurch kann es seine Umgebung viel besser wahrnehmen. Es ist jetzt auch die Zeit für weitere neue Dinge: Ihr Baby steckt alles in den Mund, was ihm in die Händchen fällt. Das ist für seine Entwicklung sehr wichtig: Zunge und Lippen sind bei uns Menschen mit sehr vielen Nervenbahnen und Synapsen versehen, und das Baby lernt über die sensorischen Reize die Gegenstände kennen. Auch feinere Veränderungen in seiner Umgebung nimmt Ihr Kind nun verstärkt wahr.

Vierter Wachstumsschub – 14. bis 19. Woche

Der vierte Wachstumsschub ist ein echter Durchbruch für Ihr Baby. Es gibt einen Fülle von neuen Fähigkeiten, und Ihr Säugling wird ein immer aktiverer Teilnehmer am Familienleben. Es versteht bereits einzelne Wörter, und die von ihm gebildeten Laute werden mit Konsonanten angereichert. Außerdem reagiert Ihr Baby nun freudig auf seinen eigenen Namen und ist an seinem Spiegelbild interessiert – auf diese Weise lernt er sich selbst kennen. Darüber hinaus kann es jetzt auch einfache Ereignisfolgen assoziieren: Wenn es z.B. weiß, dass es hochgehoben wird, streckt es die Arme aus. Nun beginnt auch das beliebte Spiel „Ich lasse immer wieder etwas fallen und du hebst es für mich auf“: Auch durch diese scheinbar einfache und für die Eltern manchmal anstrengende Aktivität lernt Ihr Baby mehr über seine Umwelt und die Gegenstände darin kennen.

Fünfter Wachstumsschub – 22. bis 26. Woche

Im fünften und sechsten Lebensmonat verändert Ihr Baby sein Verhalten anderen Menschen gegenüber. So wie es früher zu jedem freundlich und wohlgesinnt war, beginnt es jetzt zwischen fremden und bekannten Menschen zu unterscheiden – das Fremdeln setzt ein. So wird es auf bekannte Menschen, Familienmitglieder und Freunde, weiterhin freundlich und fröhlich reagieren, während Fremde mitunter Weinen und Angst auslösen. In dieser Zeit fällt es Ihrem Baby auch schwer, sich von Ihnen als Eltern, und hier vor allem von der Mama, zu trennen – es kann nun langsam verstehen, was physische Distanz ist. Die Bewegungen Ihres Babys werden immer präziser, es kann jetzt Sachen mit Daumen und Zeigefinger greifen, schlägt Gegenstände aneinander und nimmt Dinge aus Boxen und Schachteln heraus und legt sie dann wieder hinein.

Sechster Wachstumsschub – 33. bis 37. Woche

Der sechste Wachstumsschub ist vor allem in Bezug auf die Intelligenz Ihres Babys ein Durchbruch. Es beginnt nun langsam, die Welt so zu verstehen, wie wir es tun. Logik und Ordnung, Ursache und Wirkung werden wahrgenommen und erkannt. Es sieht Gemeinsamkeiten in Gegenständen, Menschen, Gerüchen und Geräuschen und beginnt, diese zu klassifizieren. Nun weiß es zum Beispiel, dass „Hund“ nicht nur das haarige Familienmitglied ist, sondern auch jedes andere Tier, das ähnliche Geräusche macht. Das Kind erkennt die verschiedenen Tiergeräusche und ordnet sie auch zu. Es kann nun auch selbst spielen, versucht zu gestikulieren und kommuniziert mit Hilfe von Geräuschen.

Siebter Wachstumsschub – 41. bis 48. Woche

Dieser Wachstumsschub ist der letzte im ersten Lebensjahr Ihres Babys. Natürlich folgen viele weitere Wachstumsschübe, doch sie werden Ihnen mitunter nicht mehr so sehr auffallen wie diese ersten sieben. Ihr Baby stellt immer mehr Zusammenhänge fest und teilt die Welt mit all seinen Sinnen in verschiedene Kategorien ein. Er versteht Abfolgen von Ereignissen immer besser und ist desorientiert, wenn etwas Unerwartetes passiert. Diesen Entwicklungsschritt können Sie selbst ganz einfach testen: Legen Sie zwei Spielzeuge Ihres Babys in eine Kiste oder Schachtel, so dass es sie sieht. Lenken Sie es ab, entfernen eines davon unbemerkt, und lassen Sie es dann wieder in die Kiste schauen. Ihr Baby wird überrascht darüber sein, dass nur noch ein Spielzeug in der Kiste liegt. Es weiß ja bereits, dass Dinge nicht von selbst verschwinden können, da es aber nicht gesehen hat, wie Sie das Spielzeug rausgenommen haben, sollte es nach seinem Verständnis ja immer noch da sein. Daher die Überraschung – spannend, nicht wahr?

Auch körperlich tut sich nun viel: Ihr Baby krabbelt wahrscheinlich schon und klettert zum Beispiel das Sofa auf und ab, manche Babys laufen bereits. Die Entdeckungsreise geht nun also mobil weiter!

Die Wachstumsschübe Ihres Babys zu beobachten, macht unglaublich viel Freude für alle Eltern. Viel Spaß dabei!

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